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AutorenbildTobias Kollmann

Wächterpreis für „Klingelpütz“-Story - Darum ging es (1971)...


GEHEIMDIENSTE - Ein gutes Pfund (DER SPIEGEL, 12.07.1971)

Fast zwei Jahre lang ließ der Verfassungsschutz ausrangierte Verschlußakten zentnerweise im Kölner Gefängnis „Klingelputz“ verbrennen. Ein Pfund davon ergatterte ein Häftling, um es der DDR zuzuspielen.

Ernst Geis, Redakteur heim Kölner Boulevard-Blatt "Express", räumte am Dienstagabend letzter Woche gerade seinen Schreibtisch auf, als -- kurz nach 19 Uhr -- noch ein Besucher kam. Der Mann sagte: "Ich habe was für Sie": Geheimakten des Kölner Bundesamtes für Verfassungsschutz.

Bernd Kollmann (1946 - 2017)

Der Besucher nannte seinen Namen nicht, wohl aber die Quelle für die Herkunft der Papiere: der "Klingelpütz", die Strafvollzugsanstalt Köln-Ossendorf. "Ich bin gerade aus dem Knast gekommen". erläuterte er, und dann wurde es noch abenteuerlicher: "Morgen treffe ich mich mit dem DDR-Staatssicherheitsdienst."

"Was heißt mit Staatssicherheitsdienst, wo denn und weshalb?" fragte der ungläubige Zeitungsmann. Damit, so die Antwort, eben jene Akten übergehen werden könnten -- an einen DDR-Kontaktmann, den er aus Chemnitz kenne: "37 oder 38, so einsfünfundsiebzig groß, volles, wallendes, zurückgekämmtes Haar, fleischige Nase, braune Augen." Treffpunkt: "Aki" im Kölner Hauptbahnhof, zehnte Reihe von hinten, neun Uhr zwanzig."

Wenn das stimmt, muß ich die politische Polizei informieren", sagte Geis. "Ich will sowieso raus aus der Sache" bekam er zur Antwort, "ich will nur vorher noch bei der DDR abkassieren," Geis rief beim 14., dem politischen Kommissariat der Kölner Kripo an. Hauptkommissar Menth, dem die Geschichte ebenfalls recht abenteuerlich vorkam, schien nur mäßig interessiert.

Um so neugieriger waren Geis und sein Kollege Bernd Kollmann geworden: Nun fuhr Kollmann ("Selbstverständlich mußten wir erst mal was sehen") mit dem Informanten in die Stadt, mußte "irgendwo warten" (Kollmann). bis der Fremde die Papiere aus irgendeinem Versteck geholt hatte -- und bekam schließlich "ein gutes Pfund Papier" (Geis) in die Hand. Noch im Auto sichtete er: Durchschlagbögen" teils rosé teils weiß, Personal-Karteikarten, zwei Mikrofilme -- durchweg Kölner Verschlußsachen (VS).

Der Wächterpreis 1971 für die "Klingelpütz"-Story

Nach Rückkehr in die "Express"-Redaktion stellte sich der Mann mit den Papieren vor: Franz Dieter Schuster, 36, einst Kellermeister im Kölner Restaurationsbetrieb "Wimpy" in der Hohen Straße, später in Bensberg tätig, seit Juli 1970 im Klingelpütz einsässig wegen versuchter Erpressung und Brandstiftung. Dort. in der Haft, sei er auch an die Geheimakten gekommen: Sie hätten, wie große Mengen anderen VS-Papiers, im Klingelpütz verbrannt werden sollen; dabei habe er sie abzweigen können.

Nun entfalteten Kollmann und Geis Initiative. Einerseits versuchten sie Schuster zu bereden, dem DDR-Kontaktmann lediglich Spiel-Material zu übergeben (wobei der Agent dann gefaßt werden könne); andererseits boten sie sich selber als Interessenten für das -echte -- Material an.

Die ganze Geschichte gibt es hier: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43176793.html

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